Publikationen
Seminararbeiten how to
Links
Sitemap
Home
 

Sitzungsprotokoll 14.12.2006
Protokollant: Conny Habbel

Ideologie

Viele verschiedene Definitionen für den Ideologie-Begriff.

Die Ideologiekritik beginnt mit Marx und Engels und wird weitergeführt u.a. von der Frankfurter Schule, dem Strukturalismus, dem Poststrukturalismus, der Semiotik, der Dekonstruktion u.a. (zB. durch die Franzosen Althusser, Foucault, Barthes, ...)
(-> Ideologiekritik von links)

Terry Eagleton: "Ideologie"

Zusammenfassung:

Zwei Haupttraditionen der Ideologiekritik:
  1. Wahre / falsche Erkenntnis (zB. Frankfurter Schule, Adorno: "Es gibt kein wahres Leben im Falschenquot;) -> kritisierbar, da diese Position ein eigenes Wissen über wahr und falsch impliziert
  2. Soziale Frage: Gesellschaftliche Funktionen von Vorstellungen, pragmatische Formulierung -> nahe an Peirce (berücksichtigt die Wirkung)

Sechs Stufen des Ideologie-Begriffs:

I. Neutraler I-Begriff: erweiterter Kulturbegriff: Komplexe Sinngebung für praktische und symbolische Prozesse einer Gesellschaft.
Eagleton wendet sich gegen diese inflationäre Verwendung des I-Begriffs

II. Gesellschaftliche Relevanz weltanschaulicher Ideen

III. Popagierung und Legitimierung sozialer Gruppen, oppositionelle Interessen berücksichtigend

IV. Popagierung und Legitimierung partialer Interessen, beschränkt auf Aktivitäten einer herrschenden Macht / Klasse => Bewahrung der gesellschaftlichen Verhältnisse

V. Überzeugungen und Konzepte von Gruppen / Klassen werden durch Verstellung / Verschleierung der Wirklichkeit legitimiert. (Aufgabe der Ideologiekritik: Demaskierung)

VI. Engste Definition: Auch falsche Ideen werden betont, deren Ursprung nicht in den Interessen einer herrschenden Klasse zu suchen ist, sondern in der materiellen Struktur der Gesellschaft liegt. (zB. Marx: Warenfetischismus)

Es finden sich ideologiekritische Spielarten der Semiotik in Strukturalismus, Dekonstruktion, usw. Einige Beispiele für Semiotiker (neben Peirce):

Umberto Eco:
(an Peirce orientiert)
Nimmt sich Anteile von Peirce, nutzt sie für seine Interessen und vermischt sie mit Saussure.
Kein orthodoxer Semiotiker.

Ideologie - Codes - Form. Spezielle Sprachcodes machen Diskurse zu Ideologien.

Ideologie organisiert Weltbilder (analog zu Peirce: Zeichen ist unter bestimmten Umständen, in bestimmter Hinsicht, usw. relevant. Finaler Interpretant: Am 'Ende aller Zeiten' als vollständige Beschreibung des Objekts)

Ideologische Diskurse greifen nur jene Aspekte heraus, die eine homogene Erklärung ergeben. Keine Einwände, Störungen werden zugelassen, Verschleierung des Unliebsamen.
Zeichen werden instrumentalisiert.

Roland Barthes:
(Semiologe)
Ideologie als sekundäre Botschaft, die es zu demaskieren gilt. Sie bleibt unerkannt um nicht verhandelbar zu sein. Ideologiekritik als Diskurs (sekundäre Ebene, auf der die Botschaft transportiert wird ñ vgl. R. Jakobson: Literatur als sekundäres, modellbildendes System).

Oberflächentext und Tiefentext, Primärtext und Sekundärtext => nicht auf Peirce übertragbar.

Frankfurter Schule:
Faktisches Bewusstsein, das mit der ökonomischen Realität nicht übereinstimmt. Verschleierung der wahren Verhältnisse. => Lähmt die politische Kraft, stärkt die herrschende Klasse.
Kritik heute: (Unverschleiert) ideologische Ideologiekritik. Ideenreduktion, Verdichtung, die für eine angestrebte Revolution für nötig gehalten wird.

Semiose als Ideologie-'Vorbeugung'

Ideologie-Begriff als gutes Beispiel für den finalen Interpretanten:
Entwickelt sich weiter, bis heute keine endgültige Definition.

Ideologie als Diskurs:
Künstlich abgeschlossene Semiose, nicht weiter interpretierbar, als hätte man bereits einen finalen Interpretanten gefunden. Ideologische Diskurse versuchen die endlose Semiose zu kontrollieren (Peirceianische Terminologie).

Denken = Schlussfolgern
Kontinuierliche Bewegung des Denkens. Jeder aktuelle Stand des Wissens als vorläufige Hypothese. Dieses Peircesche Denken (in Reinform) ist automatisch vor ideologischem Diskurs geschützt, da Prämissen als vormalige Schlussfolgerungen begriffen werden und damit stets hinterfragbar sind.

"Festigung der Überzeugung" (Peirce)
1) Beharren auf bestehenden Überzeugungen => wenig erfolgsversprechend
2) Autoritäre Methode: grausam
3) Wissenschaftliche Methode (prinzipielle Falsifizierbarkeit aller Hypothesen): von Peirce empfohlen.

Rationales Denken ist anfällig für ideologische Diskurse, weil es mit Prämissen und Konklusionen arbeitet.

Ideenanstöße für Seminararbeiten:

- Ist Ideologie ein indexikalisches System? Ein sekundärer, versteckter Text? (Hinweisen auf etwas anderes)
- Ist Ideologie ein symbolisches System? (Regeln werden aufgestellt und davon ausgehend wird deduziert)
- Ideologie als Abduktion? (zB. in Goethes "Wahlverwandtschaften": Eduards Diskurs ('unsere Liebesgemeinschaft ist unzertrennlich'...), der Ottilie keine Wahl lässt.)
- Ideologie als Suggestion und Assoziation von Ideen

HS: Semiotik
Sitzungsprotokolle