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Sitzungsprotokoll 23.11.2006
Protokollant: Katharina Schneider

Thema: Charles S. Peirce - Zeichendefinition und Zeichenklassen

Die Zeichenauffassung nach Peirce ist sehr viel umfangreicher als die von de Saussure. Peirce' Zeichen bedeuten Repräsentation, Erkenntnismöglichkeit und Konsequenz bzw. Wirkung. Auch hier tauchen also wieder die 3 Kategorien auf.

Zur Zeichendefinition:

- Das Zeichen wird durch eine triadische Beziehung beschrieben, d.h. eine dreifache Verbindung zwischen Zeichen, Bezeichnetem und dem damit geistig Verbundenen
- In dieser triadischen Beziehung stehen der Repräsentant, das Objekt und der Interpretant. Der Repräsentant ist das allererste, das sich auf ein Objekt bezieht. Repräsentamen ist ein wahrnehmbares Objekt und somit das Zeichen an sich. Das Objekt bezieht sich auf ein Zeichen selbst, d.h. es ist das, was ein Zeichen repräsentiert und es muss dem Betrachter bekannt sein (erst bei Vertrautheit erhält das Objekt die Funktion als Zeichen). Der Interpretant steht für die Bedeutung des Zeichens.

- Objekt und Interpretant lassen sich in weitere Subklassen einteilen:
- Objekt: Es gibt ein unmittelbares und ein mittelbares (dynamisches, reales) Objekt.
Das unmittelbare Objekt erkennt man direkt und weiß es zu interpretieren. Das mittelbare Objekt ist zweierlei: das Objekt außerhalb des Zeichens, aber auch das beschriebene Objekt selbst. Bei mittelbaren Objekten handelt es sich um keine allgemeingültigen Objekte. Sie können auch fiktiv sein.
- Interpretant: Es gibt einen unmittelbaren, einen dynamischen und einen finalen (normalen, eventuellen, letzten) Interpretanten.
Der unmittelbare Interpretant wird schon aktiv, bevor das Zeichen einen Interpreten erreicht und steht somit für die Erstheit (s. Kategorien). Der dynamische Interpretant ist als einzelner, nicht wiederholbarer Interpretationsakt zu verstehen und der finale Interpretant beinhaltet die eigentliche Interpretation und ist somit eine abschließende Meinung, die jedoch nur bei ausreichender Untersuchung des Zeichens entstehen kann. Der Interpretant ist dann final, wenn er mit einer beabsichtigten Wirkung verbunden ist (vgl. Sein & Substanz bei den Kategorien)

Zu den Zeichenklassen: Ikon, Index, Symbol

Bem.: Gute Aufstellung der Zeichenklassen bei Winfried Nöth!

- Die Zeichen teilen sich in drei Klassen: Ikons, Indizes, Symbole
- Das ikonische Zeichen beruht meist auf dem Prinzip der ƒhnlichkeit
- Das indexikalische Zeichen hingegen zeigt eine wirkliche Verbindung zwischen Zeichen und Bedeutung (ein Zeichen kann auch gleichzeitig ikonischer und indexikalischer Art sein, wenn das Ikon die Idee und das Index die reale Verbindung darstellt).
- Das symbolische Zeichen beruht auf Konventionen und ist mit dem Geist verbunden. Ein Symbol kann nur mit Hilfe der Interpretanten verwirklicht werden.

Weitere Klassen:

- 1) Repräsentamenbezogene Zeichen: Sind als Erstheit zu verstehen Erstheit der Erstheit: Qualizeichen; kleinste semiotische Einheit, z.B. Stille in einem Raum, Wahrnehmung/Gefühl
Zweitheit der Erstheit: Sinzeichen; einmalig und aktuell (hier und jetzt), z.B. Spiegelbild --> einmalig (dazu braucht man allerdings erst den, der vorm Spiegel steht, also ein Qualizeichen)
Drittheit der Erstheit: Legizeichen; regelhaft geformter Gegenstandstyp, z.B. Ampel, Buchstabe. Jedes konventionelle Zeichen ist ein Legizeichen

- [ 2) Das Objekt an sich ist als Zweitheit zu verstehen) ]
Erstheit der Zweitheit: Ikon (s.o.)
Zweitheit der Zweitheit: Index (s.o.)
Drittheit der Zweitheit: Symbol (s.o.)

- 3) Interpretamenbezogene Zeichen: Sind als Drittheit zu verstehen
Erstheit der Drittheit: Rhema; Zeichen steht allein ohne Reflexion
Zweitheit der Drittheit: Dicent; Satz oder Aussage über ein Objekt, entweder wahr oder falsch
Drittheit der Drittheit: Argument; eingebettet in Sinnzusammenhänge und Teil einer Argumentation

Bem.: Allgemein ist zu erwähnen, dass bei den Hauptzeichenklassen die bedeutenden Klassifizierungen untereinander auch kombinierbar sind, z.B. rhematisch ikonisches Qualizeichen usw.

Bezug zur letzten Sitzung und anschließende Diskussion:

- Das Bsp. des Bahnübergangs (Baltzer)

- Es gibt ein Objekt, einen Repräsentanten und einen Interpretanten; dabei besteht immer dieselbe Relation zum Objekt:

Regel (Repräsentant): Verkehrszeichen
Fall (Interpretant): Fuß vom Gas
Resultat (Objekt): Bahnübergang
->deduktiver Schluss; hier: Objekt selbst liefert keine Informationen

- Nun soll ein anderes Schema betrachtet werden: es gibt nun ein Objekt2, einen Repräsentanten2 und einen Interpretanten2; das Objekt ist jetzt eine Relation aus Objekt1 und Repräsentant1, verändert sich und die Konzentration auf das Ausgangsobjekt wird immer geringer. Zu dem neuen Repräsentanten2 muss ein neuer Interpretant2 hinzugezogen werden und die Triade muss wieder vervollständigt werden. Frage: Wie kann man dieses Schema in den Syllogismus Ñpackenì?

Resultat (Objekt): Bahnübergang
Regel (Repräsentant): Verkehrszeichen
Fall (Interpretant): Fuß vom Gas
->repräsentativer Aspekt wird als Deduktion verwirklicht

- Deduktive Form des Zeichens: wenn immer mehr Repräsentanten hinzukommen (Repräsentant3,4Ö), entstehen dadurch immer präzisere Beschreibungen des Objekts
- Assoziation: ist Erstheit, da Ideen assoziiert werden
- Suggestion: ist Zweitheit, da sie die Ideen zwingend miteinander in Verbindung bringt

- Frage: Gibt es Zeichen ohne Repräsentation?
Antwort: Es gibt schon Objekte, aber sie stehen uns ohne Repräsentation nur als Zeichen zur Verfügung und sind somit irrelevant

HS: Semiotik
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