Publikationen
Seminararbeiten how to
Links
Sitemap
Home
 

Sitzungsprotokoll 25.1.2007
Protokollant: Marta Kazimirska

Gliederung:
I. Referat ÑMediensemiotik
II. Diskussion

Referat

1.

  • Medien - als Vermittlungsträger - sind ein Mittel der Kommunikation. Nach technischen Kriterien lassen sie sich in folgende Arten der Medien einteilen:

    → Primäre Medien, wenn keiner der Partner technische Hilfsmittel (z. B. Gespräch zwischen zwei Personen) benutzt;
    → Sekundäre Medien, wenn einer der Partner technische Hilfsmittel (z. B. Printmedien) benutzt;
    → Tertiäre Medien, wenn beide Partner benutzen technische Hilfsmittel (z. B. Hörfunk, Fernsehen, Internet);
  • Systematisch lassen sich Medien klassifizieren auch in

    → diskrete (zeitunabhängige), z.B. Printmedien
    → kontinuierliche (zeitabhängige), z.B. Film, Radio, Animation und
    → visuelle und auditive Medien sowie audiovisuelle Medien;
  • Da die Medien sich gegenseitig ergänzen, lassen sich hieraus die folgenden Begriffe herbeiführen:

    → Multimedialität: Kombination und Integration von mehreren und verschiedener Medien zu einem Medium; → Intermedialität: Medienwechsel, Fusion mehrerer Medien zu einem neuen Medium → Synergie: Zusammenwirken zweier Elemente die resultierende Wirkung größer ist als die Summe der Einzelwirkungen → Intertextualität: jeder Text steht nicht für sich, sondern im Kontext anderer Texte;

  • 2. Medium Theater als weit verbreitetes Kulturphänomen wird unter verschiedenen Deutungen untersucht: es wurde z.B.:

    → anthropologisch mit der spezifischen Verfasstheit des Menschen als Gattungs- wesen begründet;
    → soziologisch mit der besonderer Stellung des Menschen als eines gesellschaftlichen Wesens;
    → psychologisch mit seiner spezifischen psychischen Ausstattung;
    → kulturwissenschaftlich erscheint das Theater zunächst als ein mögliches kulturelles System unter anderen, z.B. Ackerbau, Jagd, Waffen, Kleidung, etc., das generell die Funktion hat, Bedeutung zu erzeugen, da der Mensch in einer Welt lebt, in der alles, was er wahrnimmt, signifiant ist, dem eine Bedeutung zugeordnet wird: die Erzeugung von Bedeutung erfolgt also über Zeichen;

    Zeichen besteht aus drei Grundelementen, nämlich aus dem Zeichenträger, dem Designat-Denotat und dem Interpretanten. Aus diesen drei Elementen lassen sich drei Relationen ableiten:
    • die Relation des Zeichens zu anderen Zeichenträgern = syntaktische Relation
    • die Relation des Zeichens zu den von ihm gemeinten Objekten = semantische Relation
    • die Relation des Zeichens zum Zeichenbenutzer = pragmatische Relation

    Die Bedeutungen, die ein kulturelles System produziert, sind keine unabhängigen Bedeutungen, sondern bilden untereinander und zusammen mit anderen Bedeutungen aus anderen kulturellen Systemen einen Zusammenhang. Aus diesem Grund entstehen die Bedeutungen nicht willkürlich, sondern sie werden nach bestimmten Regeln bzw. auf der Grundlage eines Codes vollzogen.

    Code wird als Regelsystem bezeichnet, das Zeichen oder Zeichenzusammenhänge hervorbringt und interpretiert. Man unterscheidet zwischen internen und externen Codes. Die internen Codes liegen jeweils einem kulturellen System und die externen Codes mehreren kulturellen Systemen einer Kultur zugrunde. Auf der Grundlage eines internen Codes erfüllt das Theater als kulturelles System seine allgemeine Funktion, Bedeutung zu erzeugen. Der interne Code des Theaters konstituiert sich gerade dadurch als ein interner d.h. spezifischer, von allen anderen Codes der Kultur, dass er für den Prozess der Bedeutungskonstitution ganz spezifische Zeichen und ganz spezifische syntaktische, semantische und pragmatische Regeln vorsieht. So sind z.B. gestische und mimische Zeichen in theatralischer Verwendung von den mimischen und gestischen Zeichen in alltäglicher Verwendung zu unterscheiden. Während die Bedeutung dieser Zeichen in nicht-ästhetischer insofern wandelbar ist, als Bedeutung ganz allgemein eine semitische Größe darstellt, die in Abhängigkeit von den drei semiotischen Dimensionen - der syntaktischen, semantischen und pragmatischen - konstituiert wird, ist diese Wandelbarkeit ihrer Bedeutung erheblich potenziert, wenn sie in ästhetischer Verwendung gebraucht werden, da hier eine semantische Dimension als stabilisierender Faktor entfällt. D.h. ƒsthetische Bedeutung unterscheidet sich grundsätzlich von nicht ästhetischer Bedeutung durch eine Potenzierung der prinzipiell immer gegebenen Veränderbarkeit.

  • Daraus ergeben sich folgende Problembereiche, nämlich die Seinsweise des Kunstwerks und die Produktions- und Rezeptionsbedingungen, also der Öffentlichkeitscharakter des Theaters:

    Die Seinsweise des Theaters besteht darin, dass es nur im Moment seiner Herstellung bzw. Aufführung existiert und Produzenten und Schauspieler einen untrennbaren Teil des Theaters bilden. Das Transitorische des Theaters realisiert sich darin, dass eine Aufführung in einer bestimmten Zeit abläuft - ähnlich wie eine Erzählung, aber auch darin, dass diese nicht wiederholbar ist, da sie von ihrem Urheber abhängt. D.h. Das Theater besitzt eine absolute Gegenwärtigkeit.

    Produktion und Rezeption verlaufen gleichzeitig, was bedeutet, dass der Zeichenzusammenhang der Aufführung nur im Laufe seiner Herstellung existiert und so er nur während der Aufführung rezepiert werden kann.

  • Das kulturelle System des Theaters setzt deswegen zwei Elemente voraus, nämlich den Schauspieler und Zuschauer. Theater bedarf also einer Person A, welche X präsentiert, während Y zuschaut.
  • Im Theater findet eine Verdoppelung der Kultur statt. D.h. Die theatralischen Zeichen sind stets Zeichen von Zeichen, dass sie die gleiche Eigenschaft haben können wie die primären Zeichen, die sie bedeuten.

3.

Alle drei Kategorien Erstheit Zweitheit und Drittheit sind im Medium Bild vorhanden, wobei immer eine von diesen Kategorien dominiert.

Das Bild kann sowohl zeichenhafte Funktion haben, z.B. Zeichnungen, als auch praktische Zwecke verfolgen, z.B. Partituren. Das Bild ist ein autonomes Bild, d.h., dass es von keinem entsprechenden Begleittext abhängt.

Als Ikonisches Quali-Zeichen gilt ein Bild dann, wenn es als Stellvertreter seines Objekts kaum von ihm zu unterscheiden ist. Dies kann ein reines Ikon sein, d.h. der Zeichenträger und Objekt sind identisch. Bei einer sinnlichen Transformation aber verliert das Bild den referentiellen Bezug auf sein Objekt. So ist der Fall z.B. bei monochromem Bild in der abstrakten Malerei. Dieses ist Quali-Zeichen, denn es stellt eine reine Möglichkeit dar.
Ein Hypoikon als Qualizeichen ist nur seinem Objekt ähnlich, aber nicht identisch. In der gegenständlichen Malerei haben die gemalten Gegenstände einen symbolhaften Charakter, da sie mit einer bestimmten Konvention abgebildet werden. Zusätzlich kann der Titel oder die Bezeichnung des Bildes ein Hinweis sein, der sich auf das Bild bezieht, und der also die indexikalische Funktion aufweist.

Als ikonisches Sin-Zeichen gilt ein Bild dann, wenn es singuläre oder individuelle Züge aufweist, z.B. wenn ein Bild sich auf Geste oder Pinselführung eines Künstlers bezieht oder, wenn ein Massenprodukt, wie Pissoir durch den Akt der Auswahl und des Ausstellens eine neue Bedeutung erhält, z.B. Pissoir von Duchamps : es ist dann ein singuläres Zeichen.

Als ikonische Legi-Zeichen gilt ein Bild dann, wenn es der Zeichenträger durch eine Gesetzmäßigkeit bestimmt ist, wie z.B. eine Form durch Gesetze der Geometrie oder Farben durch Gesetze der Farbenlehre.

Photographie und Bild der realistischen Malerei gelten hingegen als indexikalische Zeichen, da sie auf real existierende Objekte verweisen und so zur Kategorie der Zweitheit gehören. Zeichenträger des Index ist mit Objekt durch zeitliche, räumliche und kausale Beziehung verbunden. Dabei wird die Aufmerksamkeit des Betrachters auf reales singuläres Objekt gelenkt. In der realistischen Malerei gilt das Bild als degenerierter Index, da ein Künstler das Dargestellte durch sein manuelles Können realistisch abbildet. Dagegen wird ein Photo durch eine kausale Verbindung zwischen dem Zeichenträger und dem Objekt gekennzeichnet, da in der Photographie Gesetze der Optik gelten.

In der Photographie sind Quali-Zeichen Photos, die ungelöste Rätselphotos oder abstrakte Strukturmuster darstellen. Dagegen stellen Sin-Zeichen ein realistisches Objekt dar, z.B. ein Passphoto, Polizeiphoto, weil man hier deutlich eine identifizierende Funktion erkennen kann. Wissenschaftliche Photos oder Werbephotos sind ein Beispiel für Legi-Zeichen, da ein gesetzmäßig dargestelltes Objekt generalisiert ist.

"Zu Symbolen werden die Bilder, wenn die Bedeutung ihrer Elemente nur mit Hilfe des Kodes einer kulturellen Konvention verstanden werden kann". In diesem Fall wird der Zeichenträger und Objekt durch ein Drittes verbunden, nämlich durch den Interpretanten. Dabei sind spezifische kulturelle Kenntnisse erforderlich. Beispielsweise, wenn ein Hund auf einem Bild dargestellt wird, kann er Treue symbolisieren, oder ausgezogene Schuhe, die für heiligen Boden stehen.

"Die Drittheit in der kulturell kodifizierten symbolischen Malerei wird auf zweierlei Weise zur Zweitheit und zur Erstheit degeneriert". Dies bedeutet, dass z.B. Traumbilder, in der surrealistischen Malerei, die eigentlich symbolische Bedeutung haben, assoziativ wahrgenommen werden (Zweitheit), nicht aber argumentativ - Drittheit. So wird symbolisches Bild zur Erstheit degeneriert.
Altägyptische Kunst zeigt z.B. aber auch, wie symbolisches Bild zur Erstheit degeneriert wird: der König wird größer als seine Untertanen dargestellt (hypoikonisches Beispiel)

Diskussion zu dem Referat:

Es wird ein Beispiel erwähnt, nämlich das Bild Ceci n'est pas une pipe von Rene Magritte. Es kann sowohl ikonisch, indexikalisch als auch symbolisch betrachtet werden. Wann genau ein Bild nur ikonisch, indexikalisch oder nur symbolisch gesehen wird, hängt von einer bestimmten Hinsicht, unter der ein Bild betrachtet wird. Es geht also darum, dass man Argumente finden muss, die dafür sprechen, dass ein Bild ikonisch, indexikalisch oder symbolisch unter einem Aspekt/ Kontext ist. Der Lexem Ceci etwa ist schon ein Index an sich, weil dieser einen Hinweis beinhaltet. Die abgebildete Pfeife auf dem Bild von Magritte ist insofern ikonisch, weil diese realistisch gezeichnet ist, sodass man die ƒhnlichkeit zu einer Pfeife erkennen kann. Problematisch stellt sich aber Ikonizität bei Comics dar, da hier z.B. Menschen meistens schematisch gezeichnet sind. Hier entsteht die Frage also, ob man hier mit Ikonen oder Symbolen zu tun hat: dies hängt prinzipiell davon ab, wie man es argumentiert. Im Bezug auf das Bild Ceci n'est pas une pipe von Magritte wird gefragt, inwiefern Erstheit, Zweitheit und Drittheit dabei dominiert.

Die Medien, wie z.B. Theater, Malerei, Bild sind multimedial: das Visuelle wird mit Text kombiniert. Man sollte auch die Aufmerksamkeit darauf richten, dass Semiotikströmungen aus den 60-er Jahren - vor allem die französische Semiotik - sehen z.B. im Bild, im Film ein semiotisches System, das ähnlich funktioniert wie Sprache, d.h. man kann einen Film oder ein Bild ähnlich wie einen Text lesen.

Text oder Schrift gelten auch als Medien. Peirce geht aber keineswegs von der Sprache aus und geht nie auf das Medium Text ein, sondern er geht aus den Kategorien und aus der Alltagspraxis aus.

Es wird - ähnlich wie im Referat - erwähnt, dass ein Photo aufgrund des technischen Apparatus ein indexikalisches Zeichen ist. D.h. es stellt einen gezwungenen Zusammenhang zwischen dem Objekt und Bild dar. Es ist also eine kausale Verbindung. Es ist aber von großer Bedeutung aber in welcher Situation man ein Bild betrachtet: wenn für jemanden ein Bild etwas Persönliches bedeutet, dann ist das Bild symbolisch. In einer jeweiligen Situation also ist ein Bild indexikalisch, ikonisch, oder symbolisch. Es folgt daraus, dass es sehr wichtig ist, was, aus welchem Grund man etwas interpretiert. Als Bespiel dient hier Goethes "Wahlverwandschaften", der - im Bezug auf das Werk - als Klassiker der Semiotik gelten kann, da er die Natur zu Zeichen verwandelt.

In der Diskussion wird auch die Apparatus -Theorie erwähnt, die ein teil der Strömung der Strukturalismus ist, in dem der Filmtheoretiker Christian Metz hierbei eine große Rolle spielt.

Hierbei wird auch gefragt, warum der Kinofilm so eine maßgebliche Anziehungskraft hat: dies liegt am Bewusstseinzustand des Zuschauers im Kino. Der Zuschauer im Kino ist psychologisch und auch physisch gezwungen, das zu sehen, was gerade in der Dunkelheit gezeigt wird. Diese Problematik zeigt eine Situation, die sich auch mit der Theorie des Spiegelstadiums nach Lacan oder auch mit "Höhlengleichnis" von Platon vergleichen lässt. Zu dieser Problematik wird die Frage gestellt: was passiert hier kategorial? Es geht also darum, dass man sich mit der Realität auseinandersetzt, nachdem man aus dem Kino gegangen ist. Dies haben die ersten Zuschauer des frühen Kinos gemacht, indem sie die dargestellte Fiktion im Kino für Realität gehalten haben. Dies ist gleich auch ein Bespiel für Kategorie der Zweitheit, weil die ersten Zuschauer spontan unwillkürlich auf die dargestellte Realität reagiert haben, aber ihn noch nicht interpretiert.

In der Diskussion wurde auch erwähnt, dass auch Schauspieler einen ikonischen Charakter haben kann. Dies geschieht im Kontext der Frage, inwiefern ein Schauspieler bestimmte ƒhnlichkeiten zu der Figur von Faust aufweisen muss, der eben seine Rolle spielen soll.

Außerdem wurde in der Sitzung der Comic Der Ursprung kurz analysiert. Auffallend sind vor allem Vermischung von Ebenen, nämlich die Fiktion mit Realität. Bei der Analyse des Comics hat man auch auf die Frage aufmerksam gemacht: wie spielt der Comic mit indexikalisch - ikonischen Relationen? Z.B. die reine Faktizität - Index - kommt in dem Comic dann vor, wenn es suggeriert wird, dass eine Seite verbrannt wurde. Hier hat man also mit einem autoreflexiven Comic zu tun.

Im Ausblick der Mediensemiotik spielt auch Mediensozialisation eine große Rolle, da hier ein entsprechender Umgang mit Medien - z.B. Computerspiele für Kinder - immer wichtiger wird.

HS: Semiotik
Sitzungsprotokolle