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Einige Zitate des Kybernetikers Heinz von Foerster

Heinz von Foerster: Das Konstruieren einer Wirklichkeit. In: Die erfundene Wirklichkeit. Wie wissen wir, was wir zu wissen glauben. Beiträge zum Konstruktivismus. Hg. von Paul Watzlawick. München 1985:

Die Umwelt, so wie wir sie wahrnehmen, ist unsere Erfindung (S. 40)
Handle stets so, daß weitere Möglichkeiten entstehen. (S. 60)

Heinz von Foerster: KybernEthik. Berlin 1993:

Nur die Fragen, die im Prinzip unentscheidbar sind, können wir entscheiden. (S. 73)
Erfahrung ist die Ursache,
Die Welt ist die Folge (S. 103)

Heinz von Foerster: Entdecken oder Erfinden. Wie läßt sich Verstehen verstehen? In: Einführung in den Konstruktivismus. Hg. von Heinz Gumin und Heinrich Meier. München 1992:

Es ist ein beliebtes Gesellschaftsspiel, sich der Verantwortung zu entziehen: nicht ich, sondern ein anderer, etwas anderes, ist für mein Tun verantwortlich. Folge ich den Spielregeln von Skinners Behaviorismus, dann ist es die Umwelt, auf die ich mich ausreden kann; folge ich den Soziobiologen, sind es meine Gene! Aber die genialste Strategie, sich der Verantwortung zu entziehen, ist "Objektivität". Objektivität verlangt die Trennung des Beobachters vom Beobachteten:
"Die Eigenschaften des Beobachters dürfen nicht in der Beschreibung seiner Beobachtung zu finden sein!"
Der Beobachter wird zum unbeteiligten Sprachrohr. (S. 44)
Obszönität: Ich zeige jemandem ein Bild und frage ihn, ob es obszön sei. Er sagt: "Ja." Ich weiß jetzt etwas über ihn, aber nichts über das Bild. (S. 85)

Quelle unbekannt.
(Ähnlich jedoch in "Entdecken oder Erfinden" S. 85.):

Wie Sie wissen, hat Pawlow die ersten großen Experimente gemacht mit den Hunden, wo er den abhängigen Reflex entdeckt hat.
Seine Experimente sind so wunderbar beschrieben von ihm, er hat seine Experimentalbücher so genau geschrieben, dass seine Experimente immer wieder wiederholt werden können. Also: Da ist der Hund, den hat er auf den Tisch gestellt, da ist das große Fenster, da das kleine Fenster, der Assistent ist gekommen mit seinem weißen Kittel und hat dem Hund das Fleisch gezeigt; der Hund hat das Fleisch gesehen, und natürlich ist ihm das Wasser im Mund zusammengelaufen, in der Fachsprache heißt das: er hat >salviert<, und kaum hat der Hund salviert, so hat man ihm das Stück Fleisch gegeben und eine Glocke geläutet. Das geht so eine Woche, wird so gemacht und wiederholt, zum Schluss kommt der Assistent herein, zeigt ihm gar kein Fleisch, klingelt die Glocke, und der Hund salviert, das heißt, der glaubt, jetzt kommt das Fleisch.
Gut, das hat er veröffentlicht, und dafür hat Pawlow den Nobelpreis bekommen.
Ein polnischer Experimentalpsychologe hat gesagt, der Pawlow hat alles so wunderbar aufgeschrieben, wir können dieses Experiment jetzt wiederholen.
So: Hund, großes Fenster hier, kleines Fenster da, Assistent kommt herein mit Fleisch, läutet die Glocke, das hat alles wunderbar funktioniert.
Und jetzt kommt das experimentum crucis: wo der Assistent reinkommt und nur mit der Glocke läutet. Konorski, der Experimentator, hat heimlich, ohne dem Assistenten etwas zu sagen, den Klöppel aus der Glocke genommen. Also, der Assistent kommt rein, schwingt die Glocke und: stumm. Der Hund salviert!
Also hat Konorski gesagt: Dieses Klingeln war ein Reiz für Pawlow, und nicht für den Hund! Und leider muss ich Ihnen sagen: Konorski hat dafür nicht den Nobelpreis bekommen!

Zitiert nach Joachim Paul: "Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners":
http://www.vordenker.de/hvf/hvf.htm

Wahrheit ist die Erfindung eines Lügners, damit ist gemeint, dass sich Wahrheit und Lüge gegenseitig bedingen: Wer von Wahrheit spricht, macht den anderen direkt oder indirekt zu einem Lügner. Diese beiden Begriffe gehören zu einer Kategorie des Denkens, aus der ich gerne heraustreten würde, um eine ganz neue Sicht und Einsicht zu ermöglichen. Meine Auffassung ist, dass die Rede von der Wahrheit katastrophale Folgen hat und die Einheit der Menschheit zerstört. Der Begriff bedeutet - man denke nur an die Kreuzzüge, die endlosen Glaubenskämpfe und die grauenhaften Spielformen der Inquisitions-Kriege. Man muss daran erinnern, wie viele Millionen von Menschen verstümmelt, gefoltert und verbrannt worden sind, um die Wahrheitsidee gewalttätig durchzusetzen.
(Heinz von Foerster in einem Interview mit Bernhard Pörksen 1997.)

Heinz von Foerster, zitiert nach: Ernst von Glasersfeld: Abschied von der Objektivität. In: Das Auge des Betrachters. Beiträge zum Konstruktivismus. Festschrift für Heinz von Foerster. Hg. von Paul Watzlawick und Peter Krieg. München 1991.

Objektivität ist die Illusion, daß Beobachtungen ohne einen Beobachter gemacht werden können. (S. 17)